Balkonsolar auf dem Flachdach

Mein erster Versuch mit Balkonsolar // 2022

März 2022 eine lange Reise beginnt

Wir schreiben das Jahr 2022. Um genau zu sein. Es war März 2022. Nach den ganzen Ereignissen in der Welt und auch die einhergehenden steigenden Stromkosten wollte ich irgendwie ein Stückchen autarker werden. Oder halt auch „Stromkosten“ reduzieren. Auch irgendwie einen Beitrag zur Energiewende beitragen. Ahhh und es war natürlich noch Corona. Aber dazu später mehr. Mal zur Ausgangslage.

Wie ihr unten sehen könnt (ist schon eine spätere Version) haben wir einen alten Anbau am Haus. Flachdach. Wurde nachträglich noch gedämmt und abgedichtet. Einen Plan, wie wir das nutzen wollen hatten wir noch nicht. Die hässliche Dachpappe, die bei Sonne heiß wird und irgendwann auch kaputt geht wenn man nichts drauf macht, ist halt einfach unpraktisch. Irgendwann kam mir in den Sinn, den ganzen Spaß einfach mit Kies und Dachwurzeln auszubauen. Und darauf dann eine Balkonsolar zu bauen.

Balkonsolar auf dem Flachdach

Die Ausrichtung

Der große Vorteil des Flachdach ist die freie Wahl der Ausrichtung. Süden, Osten, und Westen ist verfügbar. Die quasi liegenden Panele links sind Richtung Osten ausgerichtet. Und die anderen an der Palette sind Richtung Süden ausgerichtet. Warum?

Ganz einfach. Die Idee war, die Sonne am frühen Morgen und am Mittag die volle Energie einzufangen. Nun zum Aber.

Im Westen stehen hohe Bäume. Abendsonne ist damit kaum verfügbar. Osten ist soweit frei. Und Süden auch. Nur das Dach ist in unmittelbarer Nähe und kann je nach Jahreszeit entsprechend auch Einbußen haben. Also alles schwankend :). Aber mehr dazu später. Nun erstmal zurück zu den Panelen.

Die Panele

Wie gesagt. März 2022. Corona war noch ein Thema. Ware aus Fernost kaum verfügbar. Und so war es dann auch mit der Bestellung. Ich habe lange gesucht und bin bei Klimaworld dann fündig geworden. Für den Anfang habe ich mich auf eine 300Wp Lösung festgelegt. Preislich lag die Lösung (die auch verfügbar war) mit den 2x 150 Wp Panele und 300W Hoymiles Wechselrichter, bissel Kabel und „Wieland Stecker“ bei 650€. „Billig“ ist ja dann doch anders. Amortisieren soll es sich dann doch auch :).

Warum ich zu dem Flexmodul gegriffen hatte? Ich dachte, dass die Lösung super ist. Flexibel ist doch super und sind leicht zudem. Und sie waren „lieferbar“. Dachte ich. Runde drei Monate vergingen ungefähr bis ich dann überhaupt mal die Panelen in der Hand hielt. War dann schon Juli. Somit die ersten Sonnenmonate nicht mitgenommen. Hatte schon eine Krawatte. Aber was willst machen. Container hingen halt in China fest. Aber es waren nur die Wechselrichter. Die Panele waren da. Und dann im Juli konnte es ja eigentlich „losgehen“. Zumindest mit meinem Optimismus.

Die Energiewerke, der Wieland Stecker und das Marktstammdatenregister

Was wäre Deutschland ohne all die tolle Bürokratie. In meiner Welt war es so gedacht. Ich bestelle mir die bis max 600 WP Balkonsolar, baue sie auf und stecke den Stecker einfach in die Steckdose. Aber halt. Sooooooo schnell nicht.

  1. Schritt Sei schlau, mach dich schlau

Da ich ja eine ordentlicher Bürger bin, habe ich vorher natürlich ausführlich recherchiert. Was muss ich denn beachten. Darf ich denn einfach so eine Balkonsolar mit Schukostecker nutzen? Muss ich die Balkonsolar irgendwie anmelden? Darf ich die dann so betreiben? Brauche ich denn einen neuen Stromzähler?

  1. Schritt Der Energieversorger, der Wielandstecker, der Stromzähler und die lieben Formulare

Zusammenfassung der Erkenntnisse nach langer Google Recherche

  • Man „muss“ laut VDE und auch laut den Stadtwerken einen Wieland Stecker verwenden. Sicher ist sicher. Schuko hat immer noch Strom drauf wenn man den Stecker zieht und ist damit „gefährlich“ . Wer mehr lesen möchte -> https://priwatt.de/blog/wieland-vs-schuko-stecker-was-eignet-sich-am-besten-fur-mein-balkonkraftwerk/. Will da gar nicht weiter drauf eingehen.

Okay. Wieland Stecker hatte ich ja bestellt. Also kein Ding. Außensteckdose ist ja auch da. Muss halt quasi umgebaut werden. Aber halt „Stopp“. Was lese ich denn da. Der Austausch muss von einer „Fachkraft“ durchgeführt werden. WTF? Und welcher Fachmann kommt wegen einer Steckdose. Mal nebenbei. Jeder Hobbyelektriker kann im Haus eine Steckdose selbst setzen. Aber hier brauchst eine Fachkraft. Na kostet dann ja auch wieder. Richtig wirtschaftlich bald. Dachte mir dann so. Pffff. Ich frag doch mal nach. Fehler. Großer Fehler. Anruf.

Ja. Nur Wieland Stecker möglich. Und sprachen davon, dass es auch Strafe gibt, wenn ich es nicht ordnungsgemäß anmelde und keine Ahnung was. Und Audit wurde auch genannt. Wollte es eigentlich schon hinschmeißen. Zudem wurde man nett auf die Formulare hingewiesen, die man auszufüllen und zurückzuschicken hat. Und hier wird auch nach dem Anlagenerrichter (Elektroinstallateur*in) gefragt.

https://www.pfalzwerke-netz.de/steckerfertige-pv-anlage

https://www.pfalzwerke-netz.de/pfalzwerke-netz/downloads/energie-einspeisen/Anmeldung_steckerfertige_PV-Anlage.pdf

Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war es mir zu doof und ich habe bei den lokalen Stadtwerken angerufen. Die meinten dann das ähnliche. Nur dass die anderen Werke ja das schon seit langen nicht mehr machen und sie verantwortlich seien. Ahhhhhh ja. Super. Und was ist zu tun.

Na gleiches Spiel. Bitte erst im Marktstammdatenregister anmelden und dann die Formulare ausfüllen und zurückschicken. Und wie lange dauert dann die Bearbeitung. Ja so 2 Monate. Whaaaat. Es ist bereits Juli. Dann brauch ich die auch nicht mehr.

Und bitte darauf achten, dass kein Ferrariszähler mehr verwendet wird. Es muss ein Zähler mit Rücklaufsperre sein. Puh. Immerhin. Gut dass wir einen neuen Zähler haben und keiner getauscht werden muss.

  1. Schritt Das Marktstammdatenregister

Das Marktstammdatenregister ist das Register für den deutschen Strom- und Gasmarkt. So wisst Ihr Bescheid. Konto eröffnet und die Daten eingetragen. https://www.marktstammdatenregister.de/MaStR

Als kleinen Geschmack poste ich nur mal den Screenshot. Denkst dir halt auch. Alter. Will doch nur bissel Strom sparen / produzieren. Leicht macht ihr es hier auch keinem. Und das durfte ich dann 2x machen. Weil jede Erweiterung wird dann wieder als eigenes Balkonsolar Kraftwerk gesehen. Also nicht einfach. Aus 300 mach 600. Neeeee. Das bitte dann noch einmal.

  1. Schritt Melde dich wieder bei den Stadtwerken

Nachdem ich nun endlich alles gemeldet hatte und das PDF mit der hoch amtlichen Bestätigung bekam, meldete ich mich wieder bei den Stadtwerken. Ja super. Hat geklappt. Nun bitte noch dieses Dokument ausfüllen und zurückschicken. Ich erspare euch die vielen Worte und poste dann das Formular. Und ja. Es ist nur eine Balkon PV Anlage.


Die Erlösung

Ja, irgendwann war es dann doch soweit und ich bekam endlich die offizielle Freigabe, den Stecker in die Wielandsteckdose zu stecken.


Zusammenfassung was ihr tun solltet

  1. Sucht nach einem Anbieter der ordentliche Solar und Wechselrichter Pakete anbietet. Ich habe 2 Wechselrichter der Marke Hoymiles und bin sehr zufrieden. Aber Achtung. Damit ich die Werte auch auslesen kann, benötige ich einen weiteren USB Stick für schlappe 199 €. Habe ich dann anders gelöst. Kommt im anderen Beitrag. Achtet einfach darauf, ob der Wechselrichter euch die Daten bereitstellt ohne teure Extras.
  2. Geht auf die Homepage eurer Stadtwerke und schaut nach, was sie von euch fordern. Auch hinsichtlich der Stromzähler. Wenn ihr noch alte Zähler habt mit der Drehscheibe (Ferrariszähler), müssen die vermutlich ausgetauscht werden. Die Zähler dürfen nämlich nicht rückwärts laufen. Schaut einfach hier mal vorbei -> https://www.homeandsmart.de/stromzaehler-balkonkraftwerk
  3. Meldet euer Balkonsolar Kraftwerk beim Markstammdatenregister an https://www.marktstammdatenregister.de/
  4. Wieland oder kein Wieland. Mittlerweile findet ihr etliche Balkonsolar Anlagen im Handel, die mit Schuko Stecker ausgeliefert werden. Es gab ja auch die Petition, die eben den Wieland Zwang beenden möchte und auch Schuko ermöglichen soll. Ich würde mir persönlich das Leben einfacher gestalten und Schuko nehmen. Aber nur meine Meinung. Das müsst ihr entscheiden. Auch ob ihr die drei Phasen an den Wieland Stecker anschließen könnt / wollt. Kein Hexenwerk. Aber auch hier. Offiziell nur über Fachkraft erlaubt.
  5. 600 oder 800 Watt. Ich würde mir auf jeden Fall gleich 800 Watt holen. Alleine schon aus dem Grund, dass vermutlich bald 800 Wp erlaubt werden. Und dann muss man nochmal investieren. Entweder neuen Wechselrichter oder Panele. Daher gleich 800Wp holen. Und manche Wechselrichter können auch über die Software dann von 600 auf 800 aufgebohrt werden. Schaut einfach mal nach.
  6. WICHTIG! Solltet ihr Mieter einer Wohnung sein. Bitte kontaktiert euren Vermieter und fragt nach bevor Ihr die Solaranlage ans Geländer hängt. Es ist auch hier bereits in der Petition berücksichtig, dass das ganze bald erleichtert werden soll.
  7. Ausrichtung der Balkonsolar. Es gibt tolle Tabellen, die euch zeigen, welche Leistung die Panele erzeugt, abhängig von Ausrichtung und Winkel.

https://solarista.shop/blogs/news/ersparnis-durch-ausrichtung-und-neigung-der-mini-pv-anlage

https://optivolt.de/blogs/news/photovoltaik-neigungswinkel-tabelle

  1. https://pavido.blog/ein-paar-empfehlungen-rund-um-balkonsolar/ Hier habe ich mal eine Linkliste angelegt. Alles rund um Balkonsolar

Wirtschaftlichkeit und Amortisation

Ein tolles Thema. Das mich ja auch nicht loslässt. Sagen wir es so. Ohne eine Messung des Verbrauchs und das was eingespeist wird, lässt sich schwer eine vernünftige und solide Aussage treffen. Es sind so viele Faktoren, die die Amortisation beeinflussen. Welche Ausrichtung hat der Balkon. Ist volle Sonne verfügbar. Teils Schatten. Welche Leistung hat die Anlage. Wie lange liefert sie welche Leistung.

Weil. Wenn der Balkon liefert und ihr verbraucht nix zu der Zeit, dann speist ihr kostenlos ins Netz ein. Und damit verzögert sich die Amortisation halt auch wieder. Im Sommer wird man viel erzeugen, im Winter weniger. Ich habe unten mein Grafana Dashboard angehängt. Um es mal zu zeigen. Ihr seht einen Tagesverlauf. Aber Hinweis. Ich habe 2 150 Wp Panels mit einem 400Wp Canadian Solar ersetzt. Daher auch die stabile Kurve. Die Flat Panels schwankten durchaus sehr.

Darunter den aktuellen Stromverbrauch im Haushalt

Und hier messe ich quasi die kostenlose Einspeisung ins Netz. Stand 04.05 sind es bereits 9,47 kW. Ich bezahle für den Ökostromtarif aktuell 0,58 €. Dank Bremse 0,40 €.

Unten kalkuliere ich die Einsparung. Das ist nun der Wert seit April 2023. Aber das ist ohne Abzug der kostenlosen Einspeisung.

Was ich damit sagen will. Es gibt keine Amortisationsrechnung ohne dass man misst. Es werden im Netz Zeiträume von 5 – 10 Jahren genannt. Man kann es natürlich auch einfach angehen. Und grob überschlagen. Man wird keine 100% Leistung erzielen. Würde mal mit 75 % grob rechnen. Im Sommer wird man halt volle Leistung erzielen können. Aber auch hier wieder. Sonne bleibt ja nicht im Süden stehen. Damit schwankt auch der Leistungswert. Und im Frühling, Herbst und Winter auch.

Das ist nur mal im April. Bedeckter Himmel vs. Sonnenschein. Einfach damit man sieht, dass es kein 100% Leistung kontinuierlich gibt.

Und daher finde ich diese 100% Amortisation Rechnungen doch sehr optimistisch. Ich würde mal von den 75% „optimistisch“ ausgehen.

600 Wp im Jahr = 600 kW x 0,75 % sind 450 kW x 0,40 € (Preisbremse) = 180 €. Nehmen wir mal um die 800 € Investition an. Einfach mal mit den Investitionskosten die man hat rechnen. Aktuell spart man auch de Mwst für die Solaranlagen. Dann sind es hier in dem Beispiel um die 7 – 8 Jahre. Und danach spart man dann Geld. Aber wie gesagt. Ein ganz grober Überschlag. Und dient nur der Veranschaulichung. Es sind die ganzen Faktoren auch zu berücksichtigen. Welche kWh Preise zahlt man aktuell. Sind es um die 0,30 € dauert es eben länger. Und auch hier wieder. Die Strompreise schwanken ja auch nach Vertrag jährlich. Nächstes Jahr können sie vielleicht unter den 0,30 € liegen. Dann ist die Rechnung oben auch wieder nicht 100% korrekt.

Ökologischer Faktor

Bitte auch zu berücksichtigen. Die Amortisierung ist natürlich ein Teil der Geschichte. Es geht aber auch darum, dass man einen Teil, auch wenn es nur einen kleiner Beitrag ist, zur Energiewende beiträgt. Und wenn es nur 200Wp sind. Jeder kleine Beitrag zählt. Und in manchen Städten / Bundesländer gibt es auch, bzw. gab es auch Fördergelder für Balkonsolar.

Kleine Linkliste zum Thema Balkonsolar

In dem anderen Beitrag findet ihr ein paar nützliche Links rund um das Thema Balkonsolar

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