Meine alte neue analoge Liebe
Im Land der aufgehenden Sonne wurde eine Kamera geboren,
Eleganz und Präzision, Japan trägt sie mit Stolz.
Ein analoger Messsucher, der Momente in der Zeit festhält,
Durch ihre Linse werden Erinnerungen für immer leuchten.
Im leisen Klicken des Auslösers liegt die Schönheit,
Ein japanisches Meisterwerk, geschätzt und berühmt.
Poem erstellt mit deepai.org/
Einblick in die Vergangenheit
Ich war bereits stolzer Besitzer einer Olympus 35SP Rangefinder Kamera. Damals war es Liebe auf den ersten Blick. Die Kamera auf Twitter bei einem schottischen Fotografen zum Kauf entdeckt und sofort zugeschlagen. Wollte unbedingt eine analoge Rangefinder, die preislich erschwinglich ist. Damals habe ich auch darauf blind vertraut, dass die Kamera entsprechend funktioniert wie beschrieben. (Tat sie auch). Aber warum man das nicht tun sollte, und auch Bilder nicht immer die vollständige Wahrheit zeigen, erzähle ich dann später.
Der technische Part
Das Objektiv ist fest verbaut, eine 1.7er Anfangsblende, kleinste Blende 16 und 42mm Brennweite. Ein Zeitauslöser ist ebenfalls am Objektiv integriert. Wenn man mal wieder den Fernauslöser vergessen hat (räusper räusper), lässt sich die Kamera dennoch zeitlich verzögert auslösen und Verwacklungen beim Auslösen lassen sich vermeiden. Den Kabelauslöser schraubt man einfach an den Auslöser. Wie bei anderen Kameras auch :). Der Fokus wird über den kleinen schwarzen Ring am Objektiv eingestellt. Von 0,85m bis unendlich lässt sich über ein Schnittbild im Sucher fokussieren. Das Schnittbild im Sucher ist gut zu erkennen und man sieht relativ schnell ob der Fokus passt. Die Kamera in der rechten Hand am Auge, mit der linken Hand den Fokusring bedienen. Einwandfrei.
Hier seht ihr den Fokusring. Aufpassen am Strand. Sand ist nicht geeignet und setzt sich schön unter den Ring. Macht dann unschöne Geräusche beim bewegen 🙂
Die ISO Werte für den Belichtungsmesser stellt man über ein Drehrad ein. Wobei hier sei gesagt. Die Kamera zeigt intern EV (Exposure Value) Werte an. Ihr müsst dann quasi umrechnen, ob die Belichtungs-, Blenden Kombination so passt beziehungsweise messen und dann eure Blenden / Belichtung einstellen. Wer sich dazu einlesen möchte, einfach mal bei Wikipedia schauen
Bei ISO800 ist Schluss. Aber da ich eh eine App zur Belichtungsmessung verwende, ist die Limitierung für mich egal. Und ich trage keine Tabelle mit EV und die passenden Kombinationen mit mir umher. Von daher.
Ein Blick ins Innere der Kamera.
Der optische Part
Die Olympus ist einfach ein optischer Leckerbissen. Aber schaut selbst. Auch mal im Vergleich zur Moderne. Hat sich eigentlich gar nicht viel verändert.
Zwei Leckerbissen vereint. Fuji X100V trifft Olympus35. Zwei Japaner oder Japanerinnen vereint. Räusper. Wie ihr seht war es in Oxford doch etwas regnerisch und die Fuji hat noch leichte Wasserflecken :). Aber was wäre England ohne Regen und bissel hält sie dann doch aus.
Olympus auf Reisen
Die Olympus ist auch eine klasse Reisekamera. Klein, kompakt und handlich. Vor allem für die Straßenfotografie ist sie recht gut geeignet und kann in dem Bereich Ihre Stärken ausspielen. Sie fällt nicht wirklich mit Ihren kompakten Maßen und zierlichem Objektiv auf. Farblich ist sie auch neutral gehalten. Schwarz und Silber. Wirkt schon edel.
Die kürzeste Verschlusszeit liegt bei 1/500. Und bei sehr sonnigen Tagen, einfach einen Film mit geringen ISO verwenden. Dann reicht auch die 1/500. Bisher immer geklappt, und da man auch auf die Schatten misst, kein Thema.
Mit der Zeit kamen die Probleme
Die Kamera lief und lief ohne Problem. Doch irgendwann kamen Sie, die analogen Wunder.
Lightleaks. Auf den entwickelten Negativen kamen immer mehr Lightleaks zum Vorschein. Ich bin immer von der Dichtung ausgegangen. Auch nachdem ich diese ausgetauscht hatte, gab es nicht wirklich eine Verbesserung. Komisch war auch, dass es nicht immer und nicht bei allen Bildern spürbar war. Auch war die Aufteilung in fast 2 gleichen Teilen wahrnehmbar. Ein Teil war dunkel, 1 Teil war hell.
Irgendwie kam mir dann der Verschluss in den Sinn. Dass dieser bei einer bestimmten Verschlusszeit schließt, dann hängt bis die Blende vollständig schließt. Würde auch erklären, dass ein Teil mehr Licht hat und der andere Teil dunkler ist.
Zudem hat auch der Zeitauslöser keine Wirkung mehr gezeigt. Objektiv blieb einfach zu.
Die Suche nach der Reparatur
Die Kamera liegt mir doch sehr am Herzen. Nach einiger Suche in den Weiten des Internet haben ich dann eine Seite gefunden, die sich auf Olympus spezialisiert hat. Kostenvoranschlag lag bei „pauschal“ ohne vorherige Sichtung bei 110 € zzgl. Porto und Mwst. Allerdings ohne Ersatzteile. Für die Kamera habe ich um die 200 € damals bezahlt. Um auch ein Gefühl für die aktuellen Gebrauchtkamera Preise zu bekommen, und die Kosten dann zu vergleichen, die erste Anlaufstelle für Kameras aufgerufen. Achtung. Ich suche nach einer gleichen Kamera in Mint Qualität. Und ich war durchaus überrascht, wie viele Olympus 35SP doch angeboten werden. Zwar alle in japanischen Shops, aber in Mint Qualität und zu Preisen zwischen 180 € und 300 €.
Nach weiterer Prüfung schien dann der Verschluss doch größere Macken aufzuweisen und habe mich am Ende gegen eine Reparatur entschieden. Vielleicht etwas voreilig, aber die gesamte Situation und der doch überschaubare Unterschied „möglicher“ Reparatur und Neukauf haben mich dann einfach in Richtung „neue“ Kamera getrieben.
Es hakt und hakt – Blende gehe auf
Hier schon ein Preview Video zum Problem. Ich habe die alte Kamera zerlegt. Aus Interesse, Learning und ich weiß jetzt, warum das Training gut war. Aber dazu später mehr. Hier könnt ihr die innere Mechanik sehen. Ich drücke auf den Auslöser und die Hebel mit Federspannung sollen dann die Blende öffnen. Tut aber nix. Klemmt. Auch der Zeitauslöser geht nicht.
Wie es richtig geht, seht ihr unten im kurzen Video.
Bilder erzählen auch nur einen Teil der Wahrheit
Oder die, die man sieht. Nach längere Ebay Suche habe ich dann eine Kamera in einem japanischen Shop für 235 Dollar ersteigert. Kontakt mit dem Verkäufer war seriös und vertrauenswürdig. Auch die Bilder, die bereitgestellt waren, haben mich überzeugt. Einen Fehler habe ich begangen.
Und das ist eigentlich bei so einer Kamera das Wichtigste. Ich habe keine Bilder bei geöffneter Blende und Rückendeckel angefragt. Warum? Seht ihr gleich selbst.
Wie gesagt. Alles perfekt abgelaufen. Leider aber die Folgekosten bei der Kalkulation nicht berücksichtigt (Zoll, Mwst, Auslagen, …..) Naja. Also Kamera war verschickt und wo landet sie dann. Natürlich beim Zoll. Also auch hier nochmal alle Kaufbelege an den Zoll bzw. DHL geschickt und zu den 269 $ (35 Dollar Versand) kamen dann nochmal Zoll, Mehrwertsteuer und Auslagepauschale dazu. Ich weiß leider nicht mehr, was es in Summe gekostet hat. Aber war so um die 80 €.
- 28 € Zoll
- 44 € Mehrwertsteuer
- 6€ Auslagepauschale
Am Ende waren es nicht mehr 235 € sondern 347 €. Also bitte macht nicht den gleichen Fehler wie ich und prüft vorher die Sachlage. Manchmal sind die Emotionen schneller als der Sachverstand. Nachdem ich endlich die Kamera aus dem fernen Japan in den Händen hielt, war ich doch sehr begeistert. Doch es sollte nicht lang anhalten.
Ist doch ein Traum. Objektivdeckel, Lederhülle dabei. Sauber, ordentlich verpackt. Spannhebel funktioniert einwandfrei. Dann nehmen wir doch mal den Objektivdeckel ab und schauen mal durch.
SCHREIIIIIIIIIIIIIIIII.
WAS IST DAS ??????
/O\
(ó_ò)
(>_<)
Genau. Es ist ein Pilz. Schön über das Objektiv verteilt. Mein erster Gedanke war. Scheiße. Über 300€ für die Tonne. Das Ausmaß des Pilz ist ja schon recht heftig zu erkennen. Und wenn die Vergütung angegriffen ist, keine Chance. Also was tun. Reklamieren. Ebay aufgerufen und den freundlichen japanischen Verkäufer kontaktiert. Er hat sich entschuldigt. Hat angeboten, die Kamera wieder zurückzunehmen. Aber die Versandkosten und weitere Auslagen habe ich zu tragen. Auf einen Preisnachlass hat er sich nicht eingelassen. Hatte ja die Hoffnung, dass er sagt, komm. Habe ich nicht geprüft, das Objektiv und die Kamera damit keine Mint Qualität mehr. Also dann in Summe > 100 € ausgegeben. Zwei mal Porto, Mwst und co. Für Nix.
Gibt es eine Lösung?
Ja tatsächlich. Ich habe eine Lösung gefunden. Diese gibt es dann im neuen Artikel und werde euch zeigen, wie ich den Pils am Ende besiegt habe und die Kamera behalten konnte.
Macht nicht den gleichen Fehler
Und am Ende noch der Hinweis. Bitte macht nicht die gleichen Fehler wie ich. Wenn ihr Online eine gebrauchte Kamera kauft, auch wenn sie MINT angegeben ist, lasst euch Bilder des Objektiv zeigen. Bei geöffneter Blende. Weil oft wird nur das !Außenleben fotografiert. Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Moin,
Ich finde es immer wieder faszinierend, mit welchem Enthusiasmus ihr Analogisten bei der Sache seid. Schade, wenn man dann Zeit und viel Geld investiert und nicht funktionierende Ware erhält. Bin mal gespannt, wie du den Pilz besiegt hast.
Gruß Matthias
Moin Matthias,
ja bissel bescheuert bin ich ja schon :). Oder nenne es Enthusiasmus. Ja ist leider ne ärgerliche Sache, die sich noch zum Guten gewendet hat. Und die Lektion habe ich machen müssen. Und ob analog oder digital. Wenn man gebrauchte Ware online kauft, sollte man einfach beherzigen, sich alles anzuschauen und mehr Bilder verlangen.
Grüße
Markus
Hach, das beschreibt auch meine Hassliebe zu den „alten“ kleinen Apparaten 😁 Ist aber auch ein ganz enormer Punkt bei mir, warum ich gerade wieder einen großen Bogen um die alten Schätzchen, und analoge Fotografie mache…
Wenn es um Reparaturen geht, kann ich auch „Kamera Langer“ in KA empfehlen. Kann man eigentlich immer für ein kleines Schwätzchen vorbei, und fragen, was sie empfehlen können…
Jetzt vermute ich aber mal stark, dass Du Dir doch eine aus JP bestellt hast?
Hi Andreas,
danke für den Tipp. Ja hatte die Kamera schon gekauft :). Aber falls die neue Olympus eine Macke hat, bzw. vielleicht mal mit der Bronica dort vorbeischauen.
In der Tat. Manchmal eine Hassliebe